Wozu wir forschen:
Die Forschungsstelle für Gewaltprävention und Opferschutz konzentriert sich in ihrer interdisziplinären Arbeit besonders auf den Bereich der Gewalt im sozialen Nahraum. Dieser Begriff wird dabei bewusst relativ weit verstanden und umfasst praktisch alle Fälle von Gewalt, in denen Gewaltausübende:r und Gewaltbetroffene:r einander (besser) bekannt sind. Davon erfasst sind daher insbesondere (Überschneidungen der Fallgruppen sind möglich):
- „familiäre Gewalt“ (teilweise auch als „häusliche Gewalt“ bezeichnet), also vor allem Gewalt zwischen Partner:innen sowie Generationengewalt (z.B. Gewalt zwischen Eltern und Kindern, unabhängig von deren Alter),
- Gewalt am Arbeitsplatz,
- Gewalt in diversen Betreuungseinrichtungen (z.B. in Einrichtungen der Altenpflege, Krankenhäusern, Wohngruppen, freiheitsentziehenden Maßnahmen oder anderen Zwangsunterbringungskontexten, etc.),
- Gewalt im Bildungskontext (insbesondere in Schulen und Kindergärten)
- sonstige Fälle von Gewalt zwischen einander (besser) bekannten Personen (etwa in der Nachbarschaft).
Darüber hinaus widmet sich die Forschungsstelle für Gewaltprävention und Opferschutz aber auch Gewaltbetroffenheiten zwischen einander (weitgehend) unbekannten Personen oder „Zufallsopfern“, insbesondere auch im Kontext von Amoktaten oder Terroranschlägen sowie insgesamt dem Schutz von Opfern von Straftaten (etwa im Kontext der Forschung zu strafprozessualen Opferrechten).
Ein besonderer Fokus der Arbeit der Forschungsstelle liegt dabei immer auf Fragen der Prävention und Verhinderung von Gewaltbetroffenheiten.
Die Arbeit der interdisziplinären Forschungsstelle beschränkt sich dabei nicht auf körperliche bzw. physische Gewalt, sondern umfasst gleichermaßen etwa auch psychische bzw. soziale/emotionale Gewalt, sexualisierte Gewalt oder strukturelle Gewalt.
Blick hinter die Kulissen: Womit wir uns gerade befassen
Aktuelle Fragen und Forschungsbereiche, denen wir uns gerade (interdisziplinär) widmen, umfassen z.B.:
- den möglichen Einsatz von elektronischen Überwachungsformen für Gewalttäter:innen bzw. Gefährder:innen („elektronische Fußfessel“)
- das Hilfesuchverhalten von gewaltbetroffenen Personen – z.B.: Was hindert Gewaltbetroffene daran, Hilfsangebote etwa von Beratungseinrichtungen in Anspruch zu nehmen? Wie erreicht man Gewaltbetroffene (besser)?
- die Stellung von Opfern im Strafverfahren und ihre Rechte (in Österreich, aber auch im internationalen Vergleich)
- waffenrechtliche Vorschriften und deren Auswirkungen auf Gewaltvorkommen und Opfer
- Gewaltschutzstrategien und (rechtliche) Rahmenbedingungen der Gewaltschutzmaßnahmen – auch im internationalen Vergleich: Welche Maßnahmen zum Schutz vor Gewalt (im sozialen Nahraum) gibt es? Was funktioniert bereits gut? Was bräuchte es noch? Wo gibt es Raum für Verbesserungen?
- Projekt „COVIOCRIM“: Countering Violent Crime against Women and Girls in Georgia
- …
Aktuelle, frei zugängliche Publikationen:
- S. Gölly (Hrsg.), Gefährdungseinschätzung und Bedrohungsmanagement – Interdisziplinäre Perspektiven im Opferschutz. Tagungsband der Grazer Gewaltschutztage 2023 (2024)
- S. Gölly, Gewalt im sozialen Nahraum. Ergebnisbericht (2024)